Kreatives Lettering - So geht's!
Kennen Sie den experimentelle Lettering- und Multimediakünstler Snooze One? Im Interview gibt er uns Einblicke in seinen Werdegang, erzählt, was ihn inspiriert und wie er zu seiner jetzigen Kunst gefunden hat. In einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt Ihnen der Berliner, wie ein kreatives Buchstabenkunstwerk entsteht und welche Materialien Sie dafür benötigen.
Hallo Nick! Du bringst als Snooze One die kühnsten Buchstaben und Worte auf die unterschiedlichsten Medien. Lettering-, Graffiti- oder Multimediakünstler, wie würdest du deine Stilrichtung beschreiben?
Es ist tatsächlich ein Mix aus verschiedenen Techniken – aber Lettering oder "experimentelles Lettering" beschreibt für mich den freien Umgang mit der Gestaltung von Buchstaben ganz gut.
Bei Graffiti denken wir spontan an Bilder, Schriftzüge oder Zeichen auf Wänden oder Gegenständen im öffentlichen Raum. Was ist der Unterschied zwischen einem Graffiti und einem Lettering?
Obwohl beide mit Buchstaben arbeiten, sind sie sehr verschieden. Vor allem, da Graffiti seine ganz eigene Subkultur und Geschichte hat. Lettering ist ein sehr weiter Begriff und ist zum großen Teil aus der Werbung heraus entstanden. Hier geht es eher um die Leserlichkeit der Buchstaben und es gibt auch mehr zu beachten. Bei Graffiti hingegen ist der Umgang viel freier.
Was macht ein gutes Lettering aus?
Das liegt sicher im Auge des Betrachters und daran, was man mit dem Schriftzug erreichen will. Ich achte auf ganz grundsätzliche Dinge wie Farben, Balance und Layout. Mir ist aber auch die Idee und das Konzept hinter der Arbeit wichtig.
Wie kann ich Lettering oder Graffiti lernen?
Nichts geht über "einfach ausprobieren"! Um eine gute Grundlage aufzubauen, würde ich Angebote wie Workshops, Workbooks oder Onlinekurse empfehlen – die nehmen dich ein bisschen an die Hand. Ich selbst biete Onlinekurse für Anfänger auf Domestika an.
Welche Tipps hast du speziell für Anfänger?
Lettering ist ein sehr weites Feld und am Anfang willst du ja am liebsten alles auf einmal machen. Es spricht auch nichts dagegen, zu Beginn viele verschiedene Sachen auszuprobieren. So kannst du herausfinden, was dir besonders viel Spaß macht und das kannst du dann vertiefen. Ich würde dir raten erst mal einen Stil – oder wenn es Richtung Kalligrafie geht, eine Schrift – zu suchen und dich am Anfang erst mal darauf zu konzentrieren.
Welche Materialien und Utensilien brauche ich, um mit Lettering, Graffiti und Co. zu starten?
Das hängt ganz vom Stil ab, mit dem du starten willst. Das Tolle am Lettering ist, dass du mit einfachen Schreibutensilien wie Bleistift, Fineliner oder Highlighter anfangen kannst. Ich bin auch ein großer Fan von Brush Pens, weil sie sehr unterschiedlich eingesetzt werden können. Ich nutze zum Beispiel gerne die Materialien von STABILO.
In der farbenfrohen Welt von STABILO dreht sich alles um Stifte. Ganz egal, ob Sie schreiben, zeichnen oder lettern wollen, die Buntstifte, Fineliner, Textmarker, Brush Pens und viele weitere Stiftarten der Traditionsmarke begleitet Sie durch alle kreativen Projekte und leisten auch im Büroalltag einen tollen Job. Den Fineliner Point 88 mit seinem orangefarbenen Griff kennen Sie bestimmt – er ist ein echter Klassiker. Er ist, genau wie der beliebte Filzstift Pen 68, in sagenhaften 65 Farbtönen erhältlich. Den Pen gibt es zusätzlich in acht trendigen Metallicfarben
Beschreibe doch mal, wie du an ein neues Lettering rangehst:
Meistens habe ich schon eine spezielle Idee oder eine Technik im Kopf, mit der ich arbeiten will. Dazu suche ich dann einen passenden Spruch. Auf der Webseite Matchphrase habe ich alle meine gesammelten Sprüche geordnet. Wenn ich meinen Spruch und den Stil habe, skizziere ich mir den Schriftzug auf das Papier. Ich benutze gerne einen Lichttisch oder eine Lichttafel, um die Skizze auf das finale Papier nachzuzeichnen. Dann muss ich die Bleistift Skizze nicht wegradieren, aber es funktioniert natürlich auch ohne.
- Ich starte die Skizze, indem ich mir erst das Layout auf das Papier zeichne. Meistens zentriere ich die Wörter Horizontal und die Wörter untereinander.
- Habe ich das Layout fertig, zeichne ich die Buchstaben ein. Die Buchstaben verfolgen einen gleichen Stil. Ich spiele hier gerne mit Parameter wie dem Kontrast, der Dicke oder auch der Neigung der Buchstaben.
- Dann geht es an die Farbe. Ich benutze meistens etwa drei bis vier verschiedene, miteinander harmonierende Farbtöne und verteile diese gleichmäßig über den gesamten Schriftzug.
- Steht der Schriftzug, geht es an die Details. In erster Linie nutze ich sie, um der Komposition auszuhelfen, leere Stellen zu füllen oder durch extra Elemente den Schriftzug auszubalancieren. Dafür arbeite ich unter anderem mit Farbkleksen, Kreisen und feinen Linien. Das gibt dem Ganzen mehr Dynamik.
Was muss ich beim Zeichnen von Buchstaben und Wörtern beachten?
Das kommt natürlich immer ganz auf den Stil an, den du verfolgst. Beim Zeichnen von Buchstaben bietet es sich an, diese aus einzelnen Teilen "zusammenzubauen". Bei einem Lettering sollten die Buchstaben lesbar sein, die Wörter oder Sprüche sollten ausgewogen wirken und die Farben ausreichend Kontrast haben.
Gibt es bestimmte Regeln oder Tipps, mit denen ich meine Lettering verbessern kann?
Mir hat es sehr geholfen, mich mit Typografie auseinanderzusetzen. So habe ich verstanden, wie Buchstaben aufgebaut sind und was wichtig ist, damit sie leserlich bleiben. Zudem hilft es, ein Verständnis für die Komposition, also das Layout des Schriftzuges und für Farben und Balance zu entwickeln.
Wie hast du deinen Stil gefunden und hast du Tipps, wie ich meinen eigenen Stil finden kann?
Das hat mir am Anfang am meisten Stress gemacht. Heute bin ich der Meinung, dass ein eigener Stil unausweichlich ist, wenn du regelmäßig übst. Du kannst das auch nicht forcieren. Es ist gut, wenn du dich von mehr als einer Quelle inspirieren lässt, dir also verschiedene Künstler, Kunstrichtungen oder auch andere Arten der Inspiration anschaust. Dann kannst du das auf deine eigene Art und Weise interpretieren, zusammenbringen und weiterentwickeln. Mir hat es geholfen darauf zu achten, was mir besonders viel Spaß macht und was mich besonders anspricht. In meinem Fall waren das zum Beispiel Brush Pen mit fetten Großbuchstaben und das Herumspielen mit Outlines und feineren Details.
Wie bist du zum Lettering gekommen?
Für mich hat alles angefangen, als ich meine Vorliebe für Buchstaben mit Graffiti entdeckte. Durch den Künstler SHOE bin ich dann zur Kalligrafie gekommen. SHOE hat die "Calligraffiti" Bewegung gestartet, die Kalligrafie mit Graffiti verbindet. Das hat mir nochmal eine ganz andere Perspektive auf Schrift eröffnet und ich habe angefangen, nach weiteren Techniken zu schauen. Von dort ging es für mich weiter zur Brush-Pen-Kalligrafie, welche mir unter anderem den freieren Umgang mit Buchstaben gezeigt hat, den ich heute sehr genieße.
Was liebst du besonders am künstlerischen Spiel mit Buchstaben und Worten?
Ich schätze sehr, dass diese Kunst mir viel Raum für die Umsetzung gibt und ich dabei so viel herumexperimentieren kann. Es gibt so viele Arten Buchstaben zu zeichnen und zu schreiben, das wird auf jeden Fall nicht so schnell langweilig. Zusätzlich kann ich mit dieser Kunst durch die Worte auch eine Message senden.
Verrätst du uns dein größtes Learning auf deinem Weg zum erfolgreichen Lettering Artist?
Zu Beginn habe ich einfach versucht nachzumachen, was ich gesehen habe. Es kann nicht schaden, einfach ein bisschen herumzuprobieren… Aber ich habe für mich gemerkt: Hätte ich mich am Anfang mal wirklich hingesetzt und die Grundlagen gelernt, zum Beispiel wie Buchstaben oder bestimmte Stile aufgebaut sind, hätte ich eine wesentliche steilere Lernkurve gehabt. Es gab dann in den ersten Jahren einen Punkt, da habe ich mich nicht wirklich weiterentwickelt. Blicke ich nun darauf zurück, sehe ich, dass mir einfach die Basis gefehlt hat, um darauf aufzubauen.
Du hast in Zusammenarbeit mit STABILO deine eigene Stiftserie herausgebracht – wie kam es dazu?
Zuerst habe ich mit STABILO an einem Brush-Pack für Procreate (Grafik-App für digitales Illustrieren auf dem Tablet) gearbeitet, dem Outline & Color Pack. Zu gleichen Zeit war STABILO auf der Suche nach einem neuen Stil für die kommende BOSSmini Edition. Sie sind dann mit der Kooperationsanfrage auf mich zugekommen. Für die Edition war es uns besonders wichtig, verschiedene Stile zu zeigen. Zusätzlich kam die Idee mit dem schwarzen Marker auf, weil ich viel mit Schwarz arbeite – besonders für Details. Das fügte sich also gut mit meinem Stil zusammen.
Du arbeitest sowohl digital als auch analog. Was sind die Vor- und Nachteile des jeweiligen Mediums?
Ich weiß gar nicht, ob man von Vor- und Nachteilen sprechen kann… Für mich haben beide Medien ganz eigene Reize. Analog mit traditionellen Medien fühlt es sich gut an, mal seine Hände dreckig zu machen und einfach mit Farben und Tools zu experimentieren. Digital hast du ganz neue Möglichkeiten. Es ist super, um neue Ideen auszuprobieren. Zudem hast du die Möglichkeit in 3D oder Augmented Reality zu arbeiten.
Pappe, Kekse, Putzschwämme – Kein Material ist vor dir sicher. Woher holst du dir deine Inspiration?
Ich liebe es, neue Wege zu finden mit denen ich Buchstaben schreiben oder auch "bauen" kann. Die Möglichkeiten sind echt grenzenlos! Vieles sind spontane Ideen, wie das Projekt mit der Pappe – ich hatte einfach zu viel Verpackungsmüll. Oder glücklichen Zufälle, wie bei den Putzschwämmen: Mir ist Wasser auf den Schwamm getropft und dann habe ich den coolen Effekt gesehen. Zudem versuche ich, Sachen aus anderen Bereichen und Kunstformen mit Buchstaben zu verbinden, wie zum Beispiel die Lebkuchen.
Video: Paper Cut-Out Lettering
In nachfolgenden Video zeigt Snooze One, wie er aus einem einfachen Stück Pappe ein cooles Cut-Out Lettering im Pop-up-Stil erstellt.
Welche Rolle spielt Social Media für deinen Erfolg?
Eine Grundlegende. Social Media gibt mir die Möglichkeit, meine Arbeiten sichtbar zu machen. Der Support und der Austausch motivieren mich weiterzumachen und neue Sachen auszuprobieren!
Über Snooze One:
Nick, besser bekannt als Snooze One, ist ein Berliner Lettering Artist. Der 22-jährige hat eine große Leidenschaft für das Experimentieren mit Buchstaben und ist immer auf der Suche nach neuen Techniken und Stilen. Bereits mit 13 entdeckte Snooze Graffiti für sich und setzte sich daraufhin mit Kalligrafie und Lettering auseinander. Seine Arbeiten teilt er auf Instagram und TikTok. Dabei ist es ihm besonders wichtig, seine Entwicklung zu zeigen und transparent zu sein: So lässt er seine Follower regelmäßig an der Entstehung seiner Arbeiten teilhaben, zeigt Fehlversuche und macht somit klar, dass es vollkommen okay ist, wenn es mal mehrere Anläufe braucht. Nick studiert Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Werbung und arbeitet zurzeit an einem Buch über experimentelles Lettering.
Das passende Material für bekommen Sie bei uns!
Vielen Dank an Nick, für den spannenden Einblick in deine Arbeit und die vielen tollen Tipps! Wenn Sie jetzt auch Lust bekommen haben, es mal mit Lettering, Grafitti und Co. zu probieren, dann kommen Sie doch gerne mal in unserem Geschäft in Leipzig vorbei! Ob Bleistift, Fineliner oder, wir haben alles im Sortiment, was Sie zum (Durch-)Starten für Ihre kreativen Projekte brauchen. Sprechen Sie uns gerne an – wir von Mein RothStift beraten Sie gerne!